Inhalt: Genbanken und genetische Ressourcen
Genetische Ressourcen sind die Basis des Züchtungsfortschritts. Je mehr Sorten und wilde Verwandte einer Kulturpflanze bekannt und charakterisiert sind, desto größer ist die Vielfalt an Merkmalen, die für die Anpassung an neue Bedingungen genutzt werden können. Daher hat es sich das JKI zur Aufgabe gemacht, diese genetische Vielfalt zu charakterisieren, zu sichern und zu erhöhen.
Genbanken (Ex-situ-Erhaltung)
In Genbanken werden Arten üblicherweise außerhalb ihres natürlichen Lebensraums (ex situ) zusammengetragen und erhalten. Das Julius Kühn-Institut unterhält eigene Genbanksammlungen und ist Koordinierungsstelle für die Deutsche Genbank Obst (DGO), die Deutsche Genbank Rebe (DGR), die European Vitis Database und das Teilnetzwerk „Pelargonium“ der Deutschen Genbank Zierpflanzen (DGZ).
Obst
Das JKI-Institut für Züchtungsforschung an Obst (ZO) in Dresden-Pillnitz erhält Sammlungen verschiedener Obstarten und -sorten sowie nah verwandter Wildarten lebende Pflanzen. Sie enthalten rund 2500 Akzessionen (Sammlungsmuster), darunter allein rund 800 Apfelsorten, auf einer Fläche von zehn Hektar. Neben dem Apfel umfassen die Sortensammlungen auch Birne, Pflaume, Süß- und Sauerkirsche, Erdbeere, Him- und Brombeere sowie verschiedene Wildobstarten. Mit dieser Sortensammlung ist das JKI sammlungserhaltender Netzwerk-Partner der Deutsche Genbank Obst (DGO). Die DGO wird von unserem Fachinstitut ZO koordiniert.

DGO-Koordinatorin am JKI
Rebe
Das JKI-Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen erhält in der hauseigenen Genbank 4060 Akzessionen von 3035 unterschiedlichen Rebsorten und Wildarten aus Europa, Amerika und Asien. Enthalten sind sowohl Muster von Kelter-, und Tafeltrauben als auch Rebenunterlagen. Fast 50 Prozent des Sammlungsbestandes besitzen Mechanismen zur Abwehr von Schadorganismen wie dem Echten und Falschen Mehltau oder der Schwarzfäule.
Zudem koordiniert das Fachinstitut in Siebeldingen die Deutsche Genbank Rebe (DGR). Diese vereint die Rebsammlungen von sieben weiteren Partnerinstitutionen. Sie umfasst die Daten mehrerer Akzessionen der dort registrierten 2559 Rebsorten, ihre genetischen Fingerabdrücke und Fotos. Außerdem betreut das Institut die European Vitis Database, das europäische Pendant zur DGR. Hier sind über 38.000 Akzessionen von 59 Rebsammlungen aus 28 europäischen Ländern registriert. Viele Akzessionen sind beschrieben, genotypisiert und abgebildet.

DGR-Koordinatorin am JKI
Zierpflanzen
Das Teilnetzwerk Pelargonium der Deutschen Genbank Zierpflanze wird von unserem Fachinstitut für Züchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen in Quedlinburg koordiniert. Die Arbeitssammlung am JKI umfasst rund 100 Akzessionen von 60 Arten aus 13 Sektionen, die als Klone erhalten werden. Schwerpunkt der Sammlung sind die gärtnerisch genutzten Sektionen Ciconium und Pelargonium.
Siehe auch Poster Teilnetzwerk Pelargonium der Genbank für vegetativ vermehrte Zierpflanzen in OpenAgrar.
Koordinierungsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanze ist das Bundessortenamt.

Koordinatorin Teilnetzwerk Pelargonium am JKI
In-situ-Erhaltung und On-Farm-Management
Alternative Konzepte, genetische Ressourcen zu erhalten, bieten sich in-situ, d.h. durch die Erhaltung von wildlebenden Verwandten unserer Kulturpflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum oder durch das On-farm-Management. Dabei werden seltene Kulturpflanzenvarianten durch Nutzung in Anbaubetrieben erhalten. Durch die In-situ- und On-farm-Erhaltung können sich Anpassungen an lokale und/oder sich verändernde Umweltbedingungen ausbilden.
In-situ-Erhaltung am JKI: Netzwerk Wildsellerie und BLE-Projekt IsWEL
Koordination: Fachinstitut für Resistenzforschung und Stresstoleranz.
On-farm-Management am JKI: Plattform “Traditionelle Reben On-Farm”
Koordination: Fachinstitut für Rebenzüchtung.
Netzwerk Genetische Erhaltungsgebiete Wildsellerie: Biologische Vielfalt umfasst auch die Vielfalt genetischer Ressourcen, die wertvolles Anpassungsmaterial für die Pflanzenzüchtung liefert. Mit dem Demonstrationsvorhaben Netzwerk Genetische Erhaltungsgebiete Wildsellerie wurde am JKI das erste deutschlandweite In-situ-Erhaltungsnetzwerk für Wildpflanzen eingerichtet, die mit unseren Kulturpflanzen verwandt sind. Von solchen genetischen Erhaltungsgebieten profitieren dabei besonders gefährdete Arten, die nicht bereits im Fokus des Artenschutzes stehen – wie etwa der Knotenblütige Sellerie. Beim Schutz der sogenannten WEL´s (Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft) ist darüber hinaus wichtig die innerartliche Vielfalt zu erhalten und so für entsprechende genetische Varianz innerhalb der Art zu sorgen. Der klassische Naturschutz hingegen konzentriert sich auf Ökosystem- und Artenvielfalt.
Hier geht es zum JKI-Wissensportal Netzwerk Genetische Erhaltungsgebiete Wildsellerie.
Abgabe von Pflanzmaterial
Sie sind an Pflanzmaterial des JKI aus der Genbank Rebe oder der Genbank Obst interessiert? Mehr zur Abgabe hier.