Seit 2008 in Süddeutschland (Südbaden) die ersten Zuckerrüben gefunden wurden, die Krankheitssymptome des so genannten Syndrome Basses Richesses, kurz SBR, zeigten, hat sich die Lage dramatisch gewandelt. Das liegt vor allem an der hohen Anpassungsfähigkeit der Schilf-Glasflügelzikade, die als Vektorinsekt gleich zwei bakterielle Krankheiten der Zuckerrüben überträgt. Die Schadorganismen sind das zellwandlose Bakterium Candidatus Phytoplasma solani und Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus. Ersteres ruft das Krankheitsbild Stolbur hervor, im Volksmund auch Gummirübe genannt. Beide Erreger führen zum SBR-Krankheitsbild, welches durch niedrigere Zuckergehalten, verformte, kleinere und weiche Rüben gekennzeichnet ist.
Die Schilf-Glasflügelzikade, die inzwischen als Schadinsekt angesprochen werden muss, hat 2022 nachweislich einen Wirtswechsel auf die Kartoffel vollzogen und kann sich nun sowohl an Zuckerrüben als auch an Kartoffeln vollständig entwickeln. Das Insekt hat sich in den Feldbeständen rasant vermehrt. Mit Stand Ende 2024 waren deshalb in Deutschland 85.000 Hektar Zuckerrüben mit den Bakterien infiziert und 22.000 Hektar Kartoffeln. Die hohe Durchseuchungsrate mit den Schaderregern hat inzwischen dazu geführt, dass der Anbau von Pflanzkartoffeln in Hessen fast zum Erliegen gekommen ist. Inzwischen wurde vor allem das Proteobakterium Ca. Arsenophonus phytopathogenicus auch in diversen Gemüsekulturen nachgewiesen, darunter Zwiebeln, Rote Beete und Karotten. Die Experten sind sich daher einig, dass die Zikaden auch diese Pflanzen besuchen und beim Anstechen und Saugen die Bakterien übertragen. Auch bei Karotten und Rote Beete wurde bereits über Totalausfälle berichtet.