Institut für Pflanzenschutz in Gartenbau und urbanem Grün
Ein entscheidender Baustein für den erfolgreichen Anbau von Kulturpflanzen ist die Verwendung von gesundem Saatgut. Insbesondere die Kontamination von Saatgut mit samenbürtigen Pathogenen (Pilzen, Oomyzeten, Bakterien) stellt ein großes Risiko für eine gesunde Bestandsentwicklung dar und kann bei Befall zu massiven Ernteausfällen führen. Zudem können durch den Anbau von kontaminiertem Saatgut Pathogene auf Flächen verbreitet werden, die zuvor pathogenfrei waren und durch Kontamination mit Überdauerungsstadien der Erreger langfristig für den Anbau dieser Kulturen nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Bedeutung von pathogenfreiem Saatgut wird zukünftig weiter zunehmen, da im Rahmen des „European Green Deal“ (Europäische Kommission COM (2019) 640 final) und des Nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bis 2030 die Verwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um bis zu 50 % reduziert werden soll und damit weniger Möglichkeiten zur Bekämpfung der Pathogene im Bestand zur Verfügung stehen. Daher ist die Optimierung bereits bestehender Methoden und die Entwicklung alternativer Strategien für gesundes, pathogenfreies Saatgut essentiell.Die Reduktion von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln wird sich besonders auf gartenbauliche Kulturen, wie Gemüse, Arznei- und Gewürzpflanzen sowie Zierpflanzen auswirken, die auf kleineren Flächen und mit großer Kulturvielfalt angebaut werden. Das Saatgut vieler dieser gartenbaulichen Kulturen wird zu den „Feinsämereien“ mit besonders kleinen Samen gezählt. Bei den Feinsämereien gilt es besondere Herausforderungen zu bewältigen. Das Saatgut ist sowohl was die Größe als auch seine Struktur betrifft sehr vielfältig, so dass es einer gezielten Anpassung der Saatgutbehandlung bedarf. Zudem sind von einigen Kulturen nur kleine Saatgutmengen verfügbar. Die beschriebenen besonderen Herausforderungen für Feinsämereien verdeutlichen die Notwendigkeit einer intensiven Forschung und Entwicklung im Bereich der Saatgutgesundheit insbesondere für diesen Bereich, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden und die Reduktion von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln zu kompensieren.
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie