Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland
Der ökologische Gemüsebau in Deutschland steht in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen: Anpassung an den Klimawandel, veränderte Konsumgewohnheiten, demographischer Wandel, neue (bio)technologische Verfahren, sich weiter entwickelnde Richtlinien für die ökologische Erzeugung, unsichere Betriebsmittelverfügbarkeit sowie unvorhersehbare Ereignisse wie z.B. gestörte Lieferketten. Um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, müssen ökologisch wirtschaftende Freiland-Gemüsebaubetriebe ein hohes Maß an Resilienz aufweisen. Es fehlt jedoch an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Themengebieten wie Risiken im Pflanzenschutz, Optimierung der Düngung und Reduktion des Wasserverbrauchs. Pflanzenkrankheiten, die von Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Oomyzeten und Viren) verursacht werden, stellen weltweit eine große Bedrohung für die Pflanzenproduktion dar. Insbesondere im ökologischen Anbau hat diese Bedrohung in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, da zum einen hohe Anforderungen an Qualität von Erzeugnissen gestellt werden, zum anderen jedoch kaum direkte Maßnahmen zur Verfügung stehen, um Krankheiten erfolgreich zu bekämpfen. Hinzu kommen neue Schadorganismen, welche sich in Folge von Globalisierung, Handel und Klimawandel weiter ausbreiten. Eine verlässliche Identifizierung der Organismen ist für die Ergreifung präventiver, in wenigen Fällen auch kurativer, Maßnahmen, essentiell. Das Projekt ROBUSTGemüse hat daher folgende übergeordnete Ziele: 1.) Dokumentation des Status quo der Resilienz des ökologischen Freiland-Gemüsebausektors in Deutschland (Feldgemüse und Gartenbau), 2.) Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses des Begriffs “Resilienz” von Praxis und Wissenschaft sowie der fördernden und hemmenden Faktoren der betrieblichen Resilienz, 3.) Weiterentwicklung und Skalierung bestehender betrieblicher Innovationen sowie Testen neuer Ideen die die betriebliche Resilienz erhöhen im Rahmen von Praxisforschungsnetzwerken und 4.) Befähigung der Betriebe zur Einschätzung und Bewertung der eigenen Resilienz. Dabei steht die enge Verzahnung von Praxis, Beratung und Wissenschaft im Zentrum.In dem Projekt ROBUSTGemuese soll das Auftreten derzeit relevanter sowie neuartiger mikrobieller Pathogene im ökologischen Anbau von Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln in Deutschland untersucht werden; der Fokus liegt auf den Organismengruppen Pilze, Oomyzeten und Bakterien. Diese Untersuchungen erfolgen in enger Zusammenarbeit mit den Ladwirtinnen und Landwirten sowie der Beratung, um einen Zusammenhang zwischen Auftreten von Pathogenen und verschiedenen Standortfaktoren und Anbaumaßnahamen festzustellen. Dazu werden diagnostische Verfahren zur Charakterisierung relevanter und neuer Pathogene etabliert und angewandt, um zukünftig einen möglichst schnellen Nachweis der Pathogene zu ermöglichen.Aufbauend auf die Erkenntnisse aus dem ersten Projektjahr sollen etablierte Maßnahmen des biologischen Pflanzenschutzes, wie zum Beispiel angepasste Fruchtfolgen, geprüft und neue Verfahren/Strategien zur Regulierung von relevanten Pathogenen entwickelt werden. Die Untersuchungen erfolgen zunächst an den ökonomisch bedeutendsten Wirt/Pathogen-Kombinationen. Geeignete Strategien sollen anschließend auf ihre Übertragbarkeit auf weitere Kulturen und Pathogene überprüft werden. Zudem soll betrachtet werden, ob durch die angewendeten Verfahren eine Erhöhung der Resilienz der Kulturen auch gegenüber weitere biotische aber auch abiotische Stressoren zu beobachten ist. Außerdem soll überprüft werden, ob ausgewählte Verfahren z. B. zur Reduktion der Vitalität von Überdauerungsstrukturen von Pilzen und Oomyzeten langfristig wirksam sind.Durch die angewendeten Verfahren soll die Flächenproduktivität umwelt- und ressourcenschonend erhalten bzw. möglichst erhöht und den Auswirkungen des fortschreitenden Klimawandels begegnet werden. Das Projekt trägt damit dazu bei, das Verständnis für die Wechselwirkung zwischen Kartoffel, Möhren und Zwiebeln und verschiedenen mikrobiellen Pathogenen sowie zwischen Kulturpflanze/Pathogen und Pflanzenschutzmaßnahme zu verbessern und eine größere Agrobiodiversität auf den landwirtschafltich genutzten Flächen zu fördern. Es wird ein interdisziplinärer Forschungsansatz verfolgt, der folgende wesentlichen Forschungsbereiche fokussiert: Kontinuierliche Schaderreger-Diagnostik, Pflanzenschutzmaßnahmen in acker- und gartenbaulichen Kulturen.
Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat