Institut für ökologische Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz
Kleine aquatische Lebensräume, z. B. Sölle, sind Elemente von hoher funktioneller Bedeutung in Agrarökosystemen, die zusätzlich Senken für landwirtschaftliche Schadstoffe darstellen. Wasserinsekten, die als Larven an die aquatische Umwelt gebunden sind, aber später in ihrem Lebenszyklus die Sölle verlassen (emergierende Insekten), dienen als mobile Bindeglieder dieser kritischen Schadstoffe in der Umwelt, da sie als wichtige Nahrungsressource für Räuber in Ufernähe gelten. Wasserproben, emergierende Insekten, Uferräuber (Spinnen, Laufkäfer) und Kot von Vögeln und Fledermäusen werden auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht, um beispielhaft den Transport von Pflanzenschutzmitteln über emergierende Wasserinsekten in Agrarlandschaften aufzuzeigen.An 10 Söllen unterschiedlicher Größe werden Emergenzfallen aufgestellt, um emergierende Insekten zu sammeln. Zusätzlich werden bei jeder Sammlung emergierender Insekten Wasserproben genommen. Für die Beprobung der emergierenden Insekten werden drei Probenahmekampagnen an jeweils drei aufeinanderfolgenden Tagen im Abstand von drei Wochen durchgeführt, die Mitte April/Anfang Mai 2022 beginnen. Die Beprobung von Uferräubern (eine Kampagne) erfolgt im späten Frühjahr/Frühsommer 2022. Die bei jeder Beprobungskampagne entnommenen Wasserproben werden auf 121 Pflanzenschutzmittelwirkstoffe analysiert und die Ergebnisse hinsichtlich der Substanzbelastung und möglicher toxischer Effekte auf Standard-Testorganismen ausgewertet. Spinnen (z.B. Araneidae, Tetragnathidae, Linyphiidae und Lycosoidae) sind typische Uferräuber, die sich von im Wasser lebenden Insekten ernähren. In einer Studie über Wolfsspinnen fanden Fritz et al. (2017) höhere Immunkompetenzen bei Individuen, die Feuchtgebiete bewohnen, im Vergleich zu solchen, die in Landschaften ohne Wasser leben. Ähnlich wie Spinnen ernähren sich auch Laufkäfer von emergierenden Insekten und sind in hohen Dichten rund um die Sölle zu finden. Es ist bekannt, dass Schwalben für ihren Fortpflanzungserfolg auf emergierende Insekten angewiesen sind. Es werden die Bewegungsmuster und das Futtersuchverhalten von Mehlschwalben und Rauchschwalben in Abhängigkeit von den Emergenzmustern verschiedener Sölle verfolgt. Darüber hinaus werden das Nahrungsverhalten und die Pflanzenschutzmittelkontamination des Schwalbenkots mit dem Fortpflanzungserfolg, d. h. der Anzahl der gelegten Eier und der flüggen Jungen, in Beziehung gesetzt. Fledermäuse sind wichtige Raubtiere an Gewässern und einige Arten sind auf Wasserinsekten angewiesen. Die Bewegungsmuster des Großen Abendseglers werden mit der Pflanzenschutzmittelbelastung des Kotes abgeglichen.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft