Institut für Waldschutz
Mitteleuropa hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem Hotspot für klimatische Extremereignisse entwickelt. Noch nie dagewesene kombinierte Dürre- und Temperaturanomalien wie in den Jahren 2018, 2019 und 2022 hatten massive Auswirkungen auf Waldökosysteme und führten zu einem großflächigen Absterben von Fichtenbeständen sowie zu einem bisher unbekannten Absterben von Buchenbeständen in ganz Mitteleuropa. Klimaprojektionen sagen voraus, dass die Intensität und Häufigkeit solcher klimatischen Extremereignisse in Zukunft zunehmen und unsere derzeitigen Forstwirtschaftspraktiken in Frage stellen wird. Die Anpassung der Wälder an das künftige Klima schützt nicht nur wichtige Funktionen der Waldökosysteme, sondern sichert auch die Fähigkeit der Wälder, CO2 zu binden und damit den Klimawandel abzumildern. Die Aufrechterhaltung wichtiger Waldökosystemfunktionen und -dienstleistungen angesichts des Klimawandels bei gleichzeitiger Offenhaltung von Optionen für die Anpassung und Umwandlung von Wäldern in neue Pfade der Walddynamik wird als "Waldresilienz" bezeichnet.FoResLab wird sich mit der zentralen Frage befassen, wie wir Wälder unter aktuellen und zukünftigen Bedingungen widerstandsfähiger gegen Klimaveränderungen machen können, und zwar in einem stark inter- und transdisziplinären Ansatz. Es wird (a) die Auswirkungen des Klimawandels auf Waldökosysteme und ihre Funktionen und Dienstleistungen in Niedersachsen und darüber hinaus quantifizieren, (b) Wege zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Wälder entwickeln, die Rolle der Wälder als Wasser- und Kohlenstoffspeicher untersuchen, (c) bewirtschaftete (Landesforsten) und unbewirtschaftete Wälder (Nationalpark) untersuchen, (d) ein innovatives Waldmonitoringsystem auf der Grundlage von Versuchsflächen und Fernerkundung entwickeln. Und schließlich (e) setzt es seine Erkenntnisse gemeinsam mit unseren Praxispartnern und der Zivilgesellschaft in eine nachhaltige Waldbewirtschaftung um. Damit deckt FoResLab sechs der sieben thematischen Schwerpunkte der Aufforderung ab.FoResLab verbindet führende wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Akteure aus drei Universitäten (UGOE, LUH, TUBS), einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAWK), zwei staatlichen Forschungseinrichtungen (NW-FVA, JKI), einem Museum (Forum Wissen der UGOE), Praxispartnern (NLF, NP Harz, NP Hainich) und einem internationalen Partner (LIST). Es wird die neuesten Entwicklungen in der Waldforschung und der Digitalisierung nutzen und so als Forum für Wissenschaftler, Interessenvertreter und die Zivilgesellschaft dienen, um zu lernen, zu informieren und über Wege zu klimaresistenten Wäldern zu beraten. Mit seinen drei komplementären, aber stark interagierenden Plattformen, der Experimentellen Plattform, der Digitalen Plattform und der Gesellschaftlichen Plattform, bietet es die Möglichkeit, zukünftig weitere Forschungsprojekte, Praxispartner und zivilgesellschaftliche Akteure einzubinden und so das Niedersächsische Zentrum für Klimaforschung weiterzuentwickeln und wesentlich zu stärken.Das Julius Kühn-Institut für Waldschutz wird einen Beitrag zu ForResLab leisten, indem es einen digitalen Zwilling für die teilnehmenden Waldstandorte erstellt. Hier werden wir Waldbestände als digitale Repräsentation im Waldflächenmodell FORMIND abbilden und einen Datenstrom von den Waldstandorten in das Modell aufbauen. Entscheidende Parameter der Waldbäume wie Kohlenstoffaufnahme, Kohlenstoffverteilung, Wachstum, Regeneration und Mortalität werden kontinuierlich und in Echtzeit gemessen und in das Modell eingespeist. Auf diese Weise lernt das Modell aus den Reaktionen der Bäume auf Klimaschwankungen, wodurch es realistischer wird und besser in der Lage ist, die Reaktionen der Wälder auf den Klimawandel und die Widerstandsfähigkeit der Wälder vorherzusagen. Es wird eine Modellschnittstelle zur Verfügung gestellt, die es Interessengruppen und Nutzern ermöglicht, Bewirtschaftungsoptionen und deren Ergebnisse unter verschiedenen Klimaszenarien zu entwickeln, zu simulieren und zu validieren. Auf diese Weise wird das Julius Kühn-Institut für Waldschutz dazu beitragen, Strategien zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Wälder für kommende Generationen zu entwickeln.
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur