Institut für Pflanzenschutz in Gartenbau und urbanem Grün
Die Nachfrage nach Tomaten in Deutschland steigt stetig und kann von den einheimischen Betrieben bei weitem nicht gedeckt werden. Zudem ist es entscheidend, den regionalen extensiven sowie ökologischen Tomatenanbau zu fördern, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Ein wichtiger Baustein, um den ökologischen Tomatenanbau in Deutschland auszuweiten, sind geeignete Sorten. Neben den wesentlichen Eigenschaften Ertragspotential und Fruchtqualität spielt hier die Pflanzen- und insbesondere die Blattgesundheit eine entscheidende Rolle. Eine der für den ökologischen Tomatenanbau problematischsten Blattkrankheiten ist die in zunehmendem Maße auftretende Samtfleckenkrankheit, hervorgerufen durch das pilzliche Pathogen Fulvia fulva. So treten bei weit verbreiteten und ehemals resistenten Sorten vermehrt Resistenzdurchbrüche durch die Bildung neuer F. fulva-Rassen auf. Je nach Region und Anbaubedingungen können auch der Echte Mehltau (z. B. Pseudoidium neolycopersici) und die Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans) für große Ertragsausfälle sorgen. Eine Eingrenzung dieser Blattkrankheiten durch Kulturführungsmaßnahmen ist nur begrenzt möglich bzw. nur durch hohen Energieaufwand zu realisieren und somit nicht zielführend im Sinne der Nachhaltigkeit und mit dem Ziel, CO2-Emissionen zu reduzieren. Im ökologischen Anbau nutzbare Pflanzenschutzmittel stehen nicht zur Verfügung. Im Projekt AlResiTom sollen in der Tomatenzüchtung bisher nicht verwendete Resistenzgene gegenüber F. fulva in gängige Handelssorten und Zuchtlinien eingekreuzt und zu widerstandsfähigen Sorten entwickelt werden. Parallel dazu wird die Resistenz der neu erhaltenen Zuchtlinien laufend durch Screenings gegenüber F. fulva überprüft. Um weithin nutzbare und für verschiedene Anbausysteme und Regionen geeignete Sorten zu erhalten, werden zudem ausgewählte Zuchtlinien auf ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Echtem Mehltau (z. B. P. neolycopersici) sowie der Kraut- und Braunfäule (P. infestans) selektiert. Ein weiterer Ansatz schließt an die Ergebnisse aus dem BÖLN geförderten Projekt „Neues Konzept für die ökologische Tomatenzüchtung“ (FKZ 2815OE056/2819OE120, 2017-2022) an, in dem die neue Züchtungsstrategie der F4-Kreuzungsnachkommenschaften erfolgreich entwickelt wurde, die nun in ihrer Wiederholbarkeit und damit Praxistauglichkeit überprüft werden soll. Ebenfalls aufbauend auf das oben genannte Projekt wird die begonnene Karte des deutschsprachigen Raums zum Auftreten der regionalen F. fulvia-Rassen weiter ergänzt, so dass fundierte Aussagen über die Dynamik der Rassenentwicklung des Pathogens getroffen werden können. Neben dem Anbau von resistenten Sorten kann die gezielte Nutzung von pflanzenassoziierten nichtpathogenen Mikroorganismen (MO) als „nützliche“ MO eine Regulierung von Pathogenen und die Erhöhung der Resilienz von Pflanzen ermöglichen. Als zusätzlicher Forschungsansatz soll die Eignung von pflanzenassoziierten nicht pathogenen Mikroorganismen zur Erhöhung der Resilienz von Tomaten gegenüber Blattpathogenen untersucht und die Frage bearbeitet werden, ob eine derartige Erhöhung abhängig vom Genotyp der Tomatenlinien ist.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft