Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau
Im Obstbau verursachen durch Phytoplasmen hervorgerufene Krankheiten großen wirtschaftlichen Schaden. Es gibt keine direkte Bekämpfungsmöglichkeit gegen diese im Phloem der Pflanzen lebenden zellwandlosen Bakterien. Sie werden durch phloemsaugende Psylliden der Gattung Cacopsylla übertragen. Die aktuelle Bekämpfung mit synthetischen Pflanzenschutzmitteln richtet sich daher gegen diese Vektorinsekten. Diese haben aber viele nachteilige Wirkungen auf nützliche Insekten und die Umwelt. Die RNA-Interferenz (RNAi) reguliert die Pflanzenentwicklung und Genomstabilität, spielt aber auch eine wichtige Rolle bei der Abwehr von feindlichen Organismen. Sie wird durch doppelsträngige RNAs (dsRNAs) ausgelöst, die sehr spezifisch lebenswichtige Gene im Schaderreger stilllegen. So kann ein Pflanzenschutzmittel designed werden, dass nur auf ganz bestimmte Organismen wirkt, aber nützliche Insekten verschont. Im beantragten Projekt sollen spezifische dsRNA-Moleküle entwickelt und appliziert werden, die eine nachteilige Wirkung auf die pflanzensaugenden Psylliden entfalten. Für die Applikation wird sowohl ein halbautomatisiertes Stamminjektionsverfahren entwickelt, als auch das Angießen dsRNA haltiger wässriger Lösungen an den Wurzelbereich von Obstbäumen geprüft. Für beide Verfahren sollen die dsRNA Moleküle zur Stabilisierung und optimalen Aufnahme durch die behandelten Pflanzen spezifisch formuliert werden. Es ist bekannt, dass bei diesen Applikationsmethoden die dsRNA Moleküle ins Xylem gelangen. Da aktuelle Studien zum Apfelblattsauger zeigen, dass diese Art auch am Xylem der Pflanze saugt, wird das Saugverhalten weiterer Psyllidenarten mit Hilfe der Elektropenetrographie aufgezeichnet und analysiert, um weitere Zielarten für die RNAi-Bekämpfung zu identifizieren. Es wird ein Fütterungstest entwickelt, mit dem die Wirkung der dsRNA im Laborversuch auf Ziel- und Nichtzielorganismen untersucht werden kann.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt